Wohnungsbau: Baugenehmigungen rückläufig

Die Auftragsbücher im Wohnungsbau sind zwar immer noch prall gefüllt. Aber die explodierenden Baukosten, höheren Zinsen und schlechteren Fördermöglichkeiten stellen immer mehr Projekte in Frage. Viele Projekte wurden gestrichen. „Wir beobachten seit April 2022 eine Stornierungswelle“, sagt ifo-Forscher Felix Leiss. Auch die Zahl der Baugenehmigungen ist rückläufig.

Die Materialengpässe – die sich mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine drastisch verschärft hatten – entspannen sich nur langsam. Im Juli meldeten noch 45,6 Prozent der Betriebe im Wohnungsbau Lieferprobleme. Im Vormonat hatte der Anteil bei 47,6 Prozent gelegen. „Infolge der Knappheit und der hohen Energiekosten haben sich viele Baustoffe erheblich verteuert. Die Bauunternehmen mussten daher selbst immer wieder an der Preisschraube drehen“, ergänzt Leiss.

Die Situation beim Bau wirkt sich auch auf die Zahl der Baugenehmigungen aus. Im Juni 2022 wurde in Deutschland der Bau von 30.425 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, waren das 4,5 Prozent oder 1.419 Baugenehmigungen weniger als im Juni ein Jahr zuvor. Im 1. Halbjahr 2022 wurden 2,1 Prozent weniger Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt als im Vorjahreszeitraum. In den Ergebnissen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.

Die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser ging um 17,0 Prozent auf 41.765 zurück. Bei den Zweifamilienhäusern stieg die Zahl genehmigter Wohnungen um 1,6 Prozent auf 16.622 und bei den Mehrfamilienhäusern um 7,8 Prozent auf 99.755.

Eines der wichtigsten, baupolitischen Anliegen der Bundesregierung ist es, allen Bürgerinnen und Bürgern den dauerhaften Zugang zu bezahlbarem und klimagerechtem Wohnraum zu ermöglichen. „Hierfür brauchen wir eine deutliche bedarfsgerechte und nachhaltige Angebotsausweitung, denn Verknappung führt immer zu Verteuerung“, sagte Bundesministerin Klara Geywitz anlässlich des Tags der Bauindustrie. Die Koalition hat sich auf das Ziel verständigt, 400.000 Wohnungen pro Jahr zu bauen, davon 100.000 öffentlich gefördert. Dieses Ziel wird unter den gegebenen Umständen nur schwer erreichbar sein.

(Foto: © Annca Pictures, Pixabay)

Grundsteuer: Steuererklärung läuft nur schleppend an

Im Jahr 2019 wurde die Reform der Grundsteuer beschlossen. Bis Ende 2024 soll die Neuregelung umgesetzt sein, ab 2025 soll sie angewendet werden. Seit Anfang Juli und noch bis Ende Oktober 2022 müssen Bürgerinnen und Bürger mit Grundeigentum die erforderlichen Daten an ihr Finanzamt melden. Viele haben damit noch Probleme. Einige Tipps:

Die Reform war notwendig geworden, weil das Bundesverfassungsgericht die bisherige Praxis für verfassungswidrig erklärte. Insgesamt müssen rund 36 Millionen Grundstücke in Deutschland neu bewertet werden. Die Steuerpflichtigen sollen die Daten online über das Internetportal Elster an ihr Finanzamt übermitteln, alternativ stehen PDF-Formulare zur Verfügung. Das ist nicht für alle so einfach wie zunächst gedacht. Verbände und Organisationen fordern deshalb bereits eine Verlängerung der Abgabefrist.

Die wichtigsten Informationen: Die Finanzämter haben mehrere Sicherheitsstufen eingebaut, damit die Daten sicher übermittelt werden können. Bevor es eigentlich richtig losgeht, muss die Anmeldung bei elster.de erfolgen. Dort gibt es eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, mit der zunächst nur eine Zertifikatsdatei beantragt wird. Der individuelle Zugangscode zu dieser Datei wird anschließend per Post geschickt. Das kann bis zu zwei Wochen dauern. Mit dem Code kann die persönliche Zertifikatsdatei mit der Endung .pfx auf den eigenen Computer geladen werden. Diese Sicherheitsmaßnahme garantiert, dass die eingegebenen Daten auch wirklich vom angemeldeten Steuerbürger stammen.

Für die Anmeldung wird die elfstellige Steuer-Identifikationsnummer gebraucht, außerdem die Steuernummer des letzten Grundsteuerbescheids. Angaben zu Gemarkung, Flur, Flurstück sowie zur Fläche des Grundstücks in Quadratmetern finden Sie im Grundbuch. Angaben zur Wohn- und Nutzfläche finden Sie in den Bauunterlagen. Der Bodenrichtwert muss nicht in allen Bundesländern angegeben werden. Unter www.bodenrichtwerte-boris.de/borisde/grundsteueranwendungen.html werden für jedes Bundesland Internet-Adressen angegeben, wo der Bodenrichtwert zu finden ist.

Bei der Eingabe der Daten in elster.de können die Angaben zwischendurch gespeichert und später fortgeführt werden. Fehlermeldungen informieren darüber, ob noch Angaben fehlen. Je nach Art des Grundbesitzes müssen mehrere Formulare ausfüllt werden.

(Foto: © Online-Formular, Finanzämter)

Preisdynamik für Immobilien verliert an Schwung

Der Immobilienmarkt reagiert schneller als gedacht auf die veränderten Bedingungen. Die gestiegenen Bauzinsen, die hohe Inflation und die extreme Verteuerung von Energie haben zu einer deutlichen Kaufzurückhaltung geführt. Viele Immobilien kommen jetzt noch schnell auf den Markt, bevor womöglich die Preise sinken.

Die Kaufpreise für Wohnimmobilien steigen in Deutschlands Metropolen nur noch schwach, meldet ImmoScout24. Die Nachfrage habe sich um 36 Prozent reduziert, das inserierte Angebot sei um 46 Prozent gestiegen. Bestands-Eigentumswohnungen zeigen in München, Stuttgart und Hamburg eine Tendenz zur Stagnation.

Auch das Beratungsunternehmen JLL meldet: Der seit Jahren andauernde Aufschwung am deutschen Wohnungsmarkt mit zum Teil kräftigen Kaufpreissteigerungen hat sich im ersten Halbjahr 2022 deutlich abgeschwächt. Der Hamburger Wohnungsmarkt kühle sich ab, während sich der Preisauftrieb in Berlin noch fortsetzt.

Das Forschungsinstitut empirica erwartet einen Rückgang der Preisblasengefahr. Das Ende der Niedrigzinsen bremse ein weiteres Aufblähen der Kaufpreise, andererseits verhindere der rückläufige Wohnungsbau die Produktion von Leerstand und stütze so auch die Bestandspreise.

Der Europace Hauspreis Index meldet erstmals seit Jahren rückläufige Preise für Neubauten und im Juli 2022 einen Preisrückgang für alle Segmente. Auch der Gesamtindex sinkt in diesem Monat. Wir sehen, dass „die Immobilienpreise vorerst einen Höhepunkt erreicht haben und gerade leicht abfallen“, sagt Stefan Münter, Vorstand von Europace.

Damit verschieben sich die Chancen beim Immobilienerwerb und -verkauf. Verkaufende müssen mit längeren Zeiten bei der Vermarktung, mit härteren Preisverhandlungen und eventuell mit einem geringeren Erlös rechnen als erwartet. Kaufende kommen möglicherweise günstiger an ihr Wunschobjekt, müssen aber höhere Finanzierungskosten einkalkulieren.

Eine realistische Einschätzung des Kaufpreises für Immobilien ist schwerer geworden. Derzeit sind die Marktbedingungen volatil, also schwankend und unbeständig. Erfahrene Berater mit viel Fachwissen können bei der Preisfindung helfen.

(Mustergrafik: © Oleg Gamulinskiy, Pixabay)

Müllaufkommen in Deutschland leicht gesunken

Müll ist seit Jahren ein oft hitzig diskutiertes Thema, auch wenn in Deutschland die Entsorgung von Müll relativ gut organisiert ist – jedenfalls dem äußeren Anschein nach. Das Abfallaufkommen ist zuletzt insgesamt sogar gesunken, aber nicht in allen Bereichen gleichermaßen.

Im Corona-Jahr 2020 sind in Deutschland 414,0 Millionen Tonnen Abfälle entsorgt worden. Das waren 0,6 Prozent oder 2,5 Millionen Tonnen weniger als im Jahr 2019. Die Recyclingquote blieb unverändert: 70,1 Prozent aller Abfälle stofflich verwertet, weitere 11,6 Prozent wurden energetisch verwertet, also beispielsweise in Müllheizkraftwerken verbrannt und für die Strom- und Wärmeerzeugung genutzt.

Die Produktions- und Umsatzeinbrüche im Corona-Jahr haben zum Rückgang der aus Produktion und Gewerbe stammenden Abfälle beigetragen. Auch bei den „Bau- und Abbruchabfällen“ war ein starker Rückgang zu verzeichnen. Die Entwicklung bei diesen beiden Abfallarten führten zum insgesamt rückläufigen Abfallaufkommen im Jahr 2020.

Bei den „Siedlungsabfällen“, das sind Abfälle aus privaten Haushalten oder vergleichbaren Einrichtungen wie zum Beispiel Arztpraxen und Kanzleien, kam es dagegen zu einem Zuwachs um 0,7 Prozent oder plus 0,35 Millionen Tonnen.

Die Bauindustrie zählt in Europa zu den größten Abfallproduzenten und ist für ca. zehn Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) hat dieses Thema eingehend beleuchtet: Die durchschnittliche Lebensdauer eines Gebäudes in Europa beträgt knapp 40 Jahre, dann wird es abgerissen. Aus dieser Praxis resultiert eine große Menge an Bau- und Abbruchabfällen, die 25-30 Prozent des gesamten Abfalls in Europa ausmachen.

Das europäische Großprojekt „Reincarnate“, finanziert vom EU-Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon Europe, will das ändern. Die Idee der Kreislaufwirtschaft soll in der europäischen Bauindustrie verankert werden und durch innovative Lösungen den Lebenszyklus von Gebäuden, Bauprodukten und Materialien verlängern. Dadurch ließen sich langfristig Bauabfälle um 80 Prozent und der CO2-Fußabdruck des Bausektors um 70 Prozent reduzieren.

So reagieren die Deutschen auf die hohen Heizkosten

Zwei Drittel der Deutschen sind bereit, einen Beitrag zu mehr Unabhängigkeit Deutschlands von Energielieferungen aus Russland zu leisten. Sie wollen weniger heizen und lieber einen warmen Pullover anziehen. Die große Mehrheit hält die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden für sinnvoll. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des forsa-Instituts im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.

65 Prozent der Befragten sind selbst zu Maßnahmen bereit

Die größte Zustimmung zu eigenen Maßnahmen kommt von den 18- bis 29-Jährigen und den über 60-Jährigen. Bessere Dämmung, neue Fenster sowie energiesparende Geräte werden als Optionen genannt. 85 Prozent sind für den Einbau von Solaranlagen zur Eigenstromversorgung, 81 Prozent für den Austausch älterer Heizungsanlagen.

Bei der repräsentativen forsa-Erhebung wurden neben 1.000 Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren auch 1.011 Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer in Deutschland befragt. Eine große Mehrheit, nämlich 87 Prozent der Befragten, hält Maßnahmen für „sehr wichtig“ und „wichtig“, die eine höhere Energieeffizienz der Gebäude gewährleisten.

Zwei Drittel der Befragten wünschen sich attraktive Förderbedingungen

Auf die Frage, welche Form von erneuerbaren Energien bei der Anschaffung einer neuen Heizungsanlage in Frage käme, war Solarenergie zur Stromerzeugung mit 62 Prozent der Spitzenreiter. Die Nutzung von Solarenergie zum Heizen und zur Warmwasseraufbereitung sowie die Installation einer Wärmepumpe, die mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben wird, wurde mit 52 Prozent genannt. Für zwei Drittel der Befragten sind attraktive Förderbedingungen ein wichtiger Anreiz für eine energetische Sanierung. Über die Hälfte wünscht sich einfachere Förderangebote.

Es geht vor allem um den alten Gebäudebestand

Zwei Drittel aller Gebäude in Deutschland wurden vor 1977 errichtet – also bevor per Wärmeschutzverordnung die Dämmung von Dächern, Wänden und Kellerdecken vorgeschrieben wurde. Fast die Hälfte der Befragten hält Sanierungsmaßnahmen zwar für wichtig, aber die Kosten sollen nicht höher sein als die späteren Einsparungen beim Energieverbrauch.

BGH-Urteil: Anforderungen an Mieterhöhungserklärungen

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat die Anforderungen an Mieterhöhungen nach der Durchführung von Modernisierungen jetzt eindeutig formuliert. Das Urteil unterstützt Vermietende dabei, den alten Wohnungsbestand an die aktuellen Anforderungen des Klimawandels und der Energieversorgung anzupassen.

Mieterhöhungen stoßen selten auf einhellige Zustimmung. Viele Vermietende erhöhen die Miete deshalb auch nur bei einem Mieterwechsel. Besonders kritisch werden Mieterhöhungen nach Modernisierungsmaßnahmen aufgenommen. Viele enden im Streit vor Gericht.

In den aktuellen Fällen vor dem BGH sind die Kläger jeweils Mieter von Wohnungen in Bremen. Der Vermieter erhöhte die Grundmiete infolge von Modernisierungen der Wohnungen sowie der Gebäude. Das Mieterhöhungsschreiben enthielt eine Anlage mit Angaben zu den einzelnen Modernisierungsmaßnahmen, die hierfür jeweils angefallenen Gesamtkosten und den umlagefähigen Modernisierungskostenanteil. Der Anteil der Instandhaltungskosten war von Gesamtkosten abgezogen worden. Enthalten war die sich aus der Berechnung jeweils ergebende Mieterhöhung.

Die Mieter bemängelten die Mieterhöhungserklärungen aus formellen Gründen. Sie wollten erreichen, dass dem Vermieter der Anspruch auf Zahlung der erhöhten Miete gerichtlich aberkannt wird und verlangten die Rückzahlung der ihrer Ansicht nach überzahlten Mieten.

Der BGH hat entschieden, dass es zur Erfüllung der formellen Anforderungen des § 559b Abs. 1 Satz 2 BGB ausreichend ist, wenn ein Vermieter die angefallenen Kosten als Gesamtsumme ausweist und den enthaltenen Instandsetzungsanteil kenntlich macht. Eine Aufschlüsselung der Gesamtkosten nach den einzelnen Gewerken ist nicht notwendig. Der Mieter soll den Grund und den Umfang der Mieterhöhung auf Plausibilität überprüfen können.

Überzogene formale Anforderungen könnten dazu führen, dass berechtigte Mieterhöhungen nicht durchgesetzt oder deshalb womöglich gar nicht erst begonnen werden. Mietende haben überdies ein umfassendes Auskunfts- und Einsichtsrecht.

Klimawandel: Häuser und Städte schlecht vorbereitet

Der Klimawandel ist in vollem Gange. Daran kann im Sommer 2022 niemand mehr vorbeischauen. Hitzewellen und Starkregen haben negative Auswirkungen auf die Lebensqualität und Gesundheit der Menschen. Städte und Hausbesitzende sind gefordert, Maßnahmen zu ergreifen, die die Folgen abmildern.

Wie soll die Stadt der Zukunft aussehen? Das fragt das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu). Wie werden unsere Städte lebenswert, CO2-neutral, klimaangepasst, energie- und ressourceneffizient? Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die Zukunftsstadt-Projekte. Wissenschaft, Kommunalpolitik und -verwaltung sowie Zivilgesellschaft und Wirtschaft müssen vor Ort eng zusammenarbeiten.

Wie sieht die Gegenwart aus? Der Gebäudesektor verursacht im Schnitt 60 Prozent der klimaschädlichen CO2-Emissionen in Städten auf der ganzen Welt. Das hat eine JLL-Studie ergeben. Aktuell setzen sich Stadtverwaltungen ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele. Eine große Herausforderung ist der Umbau der Energienetze, auf die Entwickler, Eigentümer oder Mietende jedoch keinen direkten Einfluss haben.

Um die Klimaziele im Gebäudebereich zu erreichen, ist ein massiver Ausbau der Fernwärme auf Basis erneuerbarer Energien notwendig. Die Europäische Union muss Ziele für den Ausbau der Fernwärmesysteme festlegen, Mindestanforderungen für den Einbezug von erneuerbaren Energien und industrieller Abwärme bestimmen. Das fordert das Öko-Institut e. V.

Aktuell geht es ganz konkret um die stark gestiegenen Energiekosten. Verbraucher fürchten hohe Nachzahlungen. Bei Bestandsimmobilien besteht großer Handlungsbedarf, hat eine Online-Befragung von YouGov ergeben. Danach weisen 71 Prozent aller untersuchten Immobilien in Deutschland, die nach 2010 gebaut wurden, die positiven Kennwerte A+, A und B auf. Sie machen aber nur sieben Prozent der Wohngebäude aus. 67 Prozent der vor 1969 gebauten Wohnimmobilien weisen die negativen Kennwerte F, G oder H auf.

Der Altbestand ist der Bereich, in dem sich jetzt ganz schnell etwas verändern muss. Welches Maßnehmen derzeit staatlich gefördert werden, erfahren Sie unter: www.kfw.de.

Der Immobilienmarkt baut sich um

Die großen Portale für Immobilienangebote merken es zuerst: Der Immobilienboom geht jetzt langsam zu Ende. In Großstädten stagnieren die Kaufpreise oder sinken bereits. Die Kauflaune in Metropolen wie Düsseldorf, Frankfurt am Main und Hamburg geht drastisch zurück.

Die hohe Inflation in Deutschland schlägt immer stärker auf den Immobilienmarkt durch, meldet Immoscout24. In fünf der sieben deutschen Top-Metropolen ist die Nachfrage nach Luxus-Neubauwohnungen von Januar bis April 2022 im Vergleich zum Vorjahr zum Teil stark gesunken. Für die Analyse wurden Neubau-Eigentumswohnungen mit Quadratmeterpreisen ab 10.000 Euro im Zeitraum Januar bis April 2022 berücksichtigt.

Die Quadratmeterpreise für Neubau-Eigentumswohnungen waren in den vergangenen fünf Jahren in Deutschlands Metropolen kontinuierlich gestiegen. Die Teuerungsrate von 2017 bis 2022 lag zwischen 25 Prozent in München und bis zu über 70 Prozent in Berlin oder Düsseldorf. Jetzt ist die Nachfrage, gemessen in Kontaktanfragen pro Woche, in Düsseldorf im Schnitt um 73 Prozent, in Köln um 46 Prozent, in Frankfurt am Main um 44 Prozent und in Hamburg um 26 Prozent zurückgegangen. Insgesamt ist die Nachfrage nach Immobilien zum Kauf im ersten Quartal 2022 als Folge der drastischen Zinsentwicklung um 17 Prozent eingebrochen.

Die Immowelt-Group prognostiziert ein Ende des Immobilienbooms noch in diesem Jahr. Gestiegene Bauzinsen, Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine und die hohe Inflation führen besonders bei älteren sanierungsbedürftigen Immobilien zu einem Nachfragerückgang.

Ein genauer Blick auf die Kaufbedingungen in den einzelnen Regionen Deutschland lohnt sich, sagen die Fachleute des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts HWWI. Künftige Preis-anstiege erwarten sie noch in vielen Großstädten, dem Hamburger und Berliner Umland sowie im Weser-Ems-Gebiet, sinkende Preise dagegen in weiten Teilen Ostdeutschlands. Wer jetzt in Immobilien investieren will, solle auf zwei Faktoren achten: auf moderate Kaufpreise im Vergleich zur Nettokaltmiete und auf die zu erwartende Wertentwicklung.

Wohnhäuser gegen Extremwetter schützen

Die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr ist nicht vergessen. Bis heute ist in ganz Deutschland nur ein kleiner Teil der Wohngebäude an extreme Wetterereignisse wie Hitze und Starkregen angepasst. Die Folgen des Klimawandels werden immer spürbarer. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hat deshalb eine neue Broschüre veröffentlicht, die sich an Bauwillige, Immobilieneigentümerinnen und -eigentümer sowie an fachlich Interessierte richtet.

„Es gibt bereits viele kluge Ansätze für einen klimaangepassten Wohnungsbau“, sagt der Leiter der Abteilung Wohnungs- und Bauwesen im BBSR, Robert Kaltenbrunner. „Die Herausforderungen liegen in der Umsetzung. Dazu gehört die Sensibilisierung von Immobilieneigentümerinnen und -eigentümern. Viele schätzen die Gefahren durch Extremwetter falsch ein. Auch Planende und Fachleute sind gefordert: Sie sollten – neben dem Klimaschutz – auch die Anpassung an den Klimawandel in der Gebäudeplanung weitaus stärker als bisher mitdenken.“

Im Mittelpunkt stehen technische und naturbasierte Lösungen für einen besseren Schutz vor Extremwetter. Bereits kleine Anpassungen und Maßnahmen erzielen eine gute Wirkung. So helfen beispielsweise gegen Hitze in Wohnräumen flexible Sonnenschutzelemente vor Fenstern. Auch richtiges Lüften im Sommer ist nützlich. Über Tag die Fenster schließen und nachts lüften schafft Abkühlung. Helle Fassadenoberflächen und Außenwände sorgen durch ihre thermischen Eigenschaften ebenfalls dafür, dass die Hitze draußen bleibt. Auch Gebäudegrün erfüllt eine wichtige Funktion: Gründächer, bepflanzte Fassaden sowie Bäume und Sträucher auf dem Grundstück spenden Schatten und kühlen durch die Verdunstung die Umgebung. Bei Starkregen speichern sie Wasser und geben es zeitlich verzögert ab. Die Broschüre zeigt darüber hinaus, welche Maßnahmen vor Überflutungen, Hagel und Sturm schützen.

Die Broschüre des BBSR mit dem Titel „Klimaangepasste Gebäude und Liegenschaften“ entstand in einem Projekt der Universität Stuttgart. Sie ist kostenfrei erhältlich per E-Mail wb6@bbr.bund.de und auf der Website des BBSR unter www.bbsr.bund.de abrufbar.

Energiesparen ist jetzt für jeden und alle wichtig

Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Eine frühere Bundesregierung wäre vermutlich kaum auf die Idee gekommen, jeden einzelnen Bundesbürger zum Energiesparen aufzufordern. Zu sehr stand bisher die Devise im Vordergrund, dass Konsum der Wirtschaft nützt und ein Kennzeichen von Wohlstand ist. Das ist jetzt – zumindest in Hinsicht auf den Energieverbrauch – anders.

Energiesparen ist das Gebot der Stunde – und zwar für alle. Eine gesetzlich vorgeschriebene Drosselung der Heizungstemperatur für den Wohnungsbereich ist jedoch aus Sicht des Deutschen Mieterbundes (DMB) der völlig falsche Weg. Sie trifft insbesondere diejenigen, die beispielsweise aufgrund ihres Alters oder einer Erkrankung auf höhere Wohnungstemperaturen angewiesen sind. Zudem werde eine solche Maßnahme dem heterogenen Gebäudebestand in keiner Weise gerecht. Nach wie vor müssen diejenigen am meisten Energiekosten tragen, die in den Häusern mit dem schlechtesten energetischen Zustand wohnen, betont der Deutsche Mieterbund.

Der Eigentümerverband Haus & Grund Deutschland hält dagegen den Vorschlag, die Mindesttemperatur abzusenken, für sinnvoll. Man müsse sich jetzt auf alle Eventualitäten vorbereiten. Ein Grad weniger Raumtemperatur bedeute sieben Prozent weniger Energieverbrauch. Alle Verbraucher, ob Mieter oder selbstnutzende Eigentümer, sind aufgefordert, ihr Heizverhalten zu optimieren.

Die Abkehr von Öl, Gas und Kohle ist noch lange nicht vollzogen, der Umstieg auf erneuerbare Energien besonders nötig. Holzenergie, Großwärmepumpen und solarthermische Großanlagen sollen grüne Wärme zukünftig in die Leitungen der Wärmenetze einspeisen und so die Abhängigkeit von Öl und Gas verringern. Immerhin geht es voran: In 50,6 Prozent der im Jahr 2021 fertiggestellten Wohngebäude wurden bereits Wärmepumpen als primäre Heizung eingebaut. 2015 hatte der Anteil noch bei 31,4 Prozent gelegen. Gasheizungen kommen immer seltener zum Einsatz: Sie werden in 34,3 Prozent der Neubauten als primäre Heizung genutzt, 2015 lag der Anteil noch bei 51,5 Prozent. Insgesamt stieg nach Angaben des statistischen Bundesamtes der Anteil erneuerbarer Energien als Heizenergiequelle zwischen 2015 und 2021 von 61,5 auf 70,7 Prozent.