Schlagwortarchiv für: Mietendeckel

Beiträge

Mietendeckel

Der Mietendeckel in Berlin war ein Versuch, die explodierenden Mieten in der Hauptstadt unter Kontrolle zu bekommen. Bei diesem Thema prallen verschiedene Interessen aufeinander, die unvereinbar scheinen. Nun hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass die politische Einmischung beim Thema Vermietung mit dem Grundgesetz nicht zu vereinbaren und damit unzulässig ist. Demgegenüber stehen Berliner, die sogar Wohnungsenteignungen für ein geeignetes politisches Mittel halten, um Wohnungen bezahlbar zu machen. Eine Einigung ist nicht in Sicht – die Lage bleibt brisant.

Mietendeckel für nichtig erklärt

Das Bundesverfassungsgericht (BVG) hat entschieden: Der Mietendeckel wird gekippt. Was beinhaltete dieses politische Instrument? Mit einem Mietenstopp, einer Mietobergrenze bei Wiedervermietung und einem gesetzlichen Verbot überhöhter Mieten sollte die Lage unter Kontrolle gebracht werden. Von dieser Regelung waren 1,5 Millionen Wohnungen in Berlin betroffen. Ganz Deutschland – vor allem von hohen Mieten belastete Verbraucher und auch Vermieter – schauten gespannt auf das Experiment. Könnte der Mietendeckel ein Vorbild für die ganze Republik werden, und was könnte das bedeuten? Das Thema ist jetzt vom Tisch.

Worum gibt es bei der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts?

Das BVG beschäftigte sich mit der Frage, ob die Einführung des Mietendeckels vom Land Berlin überhaupt zulässig war. Das Gericht entschied, dass dies nicht der Fall gewesen war. Bestimmungen rund um das Mietrecht gehören in das Bürgerliche Gesetzbuch, und dort gibt es bereits entsprechende Regelungen, nämlich die Mietpreisbremse (§§ 556 ff. BGB). Sie wurde 2015 eingeführt und weiter entwickelt. 

Das Problem in Berlin: Mieter, die ihre Miete gesenkt haben, müssen die Differenz rückwirkend zurückzahlen. Oft haben sie die Differenz jedoch nicht angespart. Für die allgemeine Immobiliensituation kann die Entscheidung jedoch vorteilhaft sein. Regelungen wie der Mietendeckel haben in New York, San Francisco, Barcelona, London und Stockholm gravierende Folgen gehabt. Es wurde deutlich weniger investiert und die Qualität der Immobilien sank. In Berlin gab es zudem ein um 28 Prozent vermindertes Angebot an Mietwohnungen.

(Foto: © Bill Kasman, Pixabay)

Mieten Berlin: Sie sind ein Paradebeispiel für die Entwicklung der Mieten in Deutschland. Sie steigen seit Jahren kontinuierlich an und werden vermehrt zu einer Belastung für viele Mieter. Da die Höhe der Mieten immer auch von Angebot und Nachfrage bestimmt wird, sind die Bewohner beliebter Städte am meisten betroffen. Berlin zieht immer mehr Menschen an und wächst, und damit auch seine Mieten. Dem hat die Politik vor rund einem Jahr einen Riegel vorgeschoben: Den Mietendeckel. Zu den Auswirkungen dieser Maßnahme liegen nun die ersten Erkenntnisse vor.

Mieten Berlin: Die ersten Auswirkungen des Mietendeckels

Was genau ist der Mietendeckel? Die Mieten Berlin wurden auf dem Stand vom 18. Juni 2019 eingefroren. Weitere Erhöhungen sind damit nicht möglich. Eine Aktion, die in Deutschland einmalig ist. Doch anstatt dass sich eine Verbesserung für Mieter ergibt, tauchen neue Probleme auf, mit denen niemand gerechnet hat: Wie das Internetportal ImmoScout24 ermittelte, sinkt die Zahl der Mietangebote. Gleichzeitig werden mehr Eigentumswohnungen zum Kauf angeboten. Droht das Experiment zu scheitern?

Zunächst schien die Aktion erfolgreich zu sein. Die Mietpreise blieben stabil und sanken in manchen Bezirken sogar. Während Neubaumieten zwischen Mai 2019 und Mai 2020 um 7,5 Prozent gestiegen waren, sanken sie nun um durchschnittlich zwei Prozent. 

Doch die Eigentümer, die um ihre Rendite bangen müssen, reagieren auf unerwartete Weise: Anstatt weiter zu vermieten, bieten sie ihre Wohnungen zum Verkauf an. Insgesamt sank das Angebot an Mietwohnungen um 28 Prozent, ältere Wohnungen, die vor 2014 gebaut wurde, sind sogar um 44 Prozent seltener im Angebot. Dafür stieg das Gesamtangebot an Eigentumswohnungen um 20 Prozent, Wohnungen, die vor 2014 gebaut wurden, sind sogar um 37 Prozent häufiger im Angebot.

Niedrigere Miete = weniger Wohnungen

Der Druck auf den Wohnungsmarkt wächst. Einerseits macht der Mietendeckel Berlin zu einem noch attraktiveren Pflaster, andererseits werden weniger Wohnungen gebaut und in vorhandene Objekte wird weniger investiert.Die Konkurrenz um die verfügbaren Objekte steigt an. Manche Vermieter erheben sogenannte Schattenmieten. Ob die mangelnde Investitionsbereitschaft mit den steigenden Bau- und Grundstückspreisen zusammenhängt oder doch der Mietendeckel verantwortlich ist und welchen Anteil die Corona Krise an der Entwicklung hat, lässt sich nicht mir Sicherheit sagen. Fakt ist jedoch, dass die Politik bei diesem Thema nachbessern sollte.

 

 

(Foto: © Wikimedia Images, Pixabay)